Das Wasser führt den Blick
Gemeinsam mit dem Rautenstrauchkanal, aus dem er sein Wasser erhält, bildet der etwas mehr als 450 m lange Clarenbachkanal das Gewässersystem der Lindenthaler Kanäle, eine Grünverbindung zwischen Äußerem und Innerem Grüngürtel, die nahezu exakt auf einer Achse von Westen nach Osten führt und zu der auch der Aachener Weiher gehört.
Die elegante Bogenbrücke an der Richard-Strauß-Straße
Die Anlage wurde um 1925 nach den Plänen des damaligen Gartenbaudirektors Fritz Encke (1861–1931) realisiert, dessen Arbeit wiederum auf dem Generalbebauungsplan von Fritz Schumacher (1869–1947) aus den Jahren 1920 bis 1923 basiert. Die großzügige Promenade entlang des Wassers erinnert an Gärten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die Brücke wiederum an niederländische Grachten.
Es handelt sich eben nicht um eine Durchgangsstraße, sondern um eine vornehme Promenadenstraße nach dem Stadtwald.
Beigeordneter Schmitz in der Debatte im Rat der Stadt Köln im Mai 1907
Als Verbindungsstück zwischen den beiden Kanälen fungiert der nördliche Teil des zwischen Erzbischöflicher Liebfrauenschule und Apostelngymnasium gelegene Karl-Schwering-Platz mit seinem schönen, rechteckig angelegten Senkgarten, in dessen Zentrum sich ein kleines Seerosenbecken befindet. Unter dem nach einem ehemaligen Direktor des Apostelngymnasiums benannten Platz wird das Wasser in einem Rohr von einem Kanal zum anderen geleitet.
Benannt ist der Kanal – wie auch die parallel verlaufende Clarenbachstraße – nach Adolf Clarenbach, der im September 1529 unweit von hier auf dem heutigen Melaten-Friedhof zusammen mit einem anderen Glaubensgenossen wegen seines offenen Bekenntnisses zur Lehre Martin Luthers hingerichtet wurde. Heute erinnert eine Statue am Turm des Historischen Rathauses der Stadt Köln an den evangelischen Märtyrer und ein Gedenkstein auf dem Melaten-Friedhof kennzeichnet die ehemalige Richtstätte.
Bild: Stadtkonservator Köln
Blick von der Brücke in Richtung der Katholischen Pfarrkirche Christi Auferstehung von Gottfried Böhm
Blick von der Brücke in Richtung Aachener Weiher
Das deutlich unter Straßenniveau abgesenkte Kanalbecken, das genau in der Querachse des Aachener Weihers liegt, ist im Gegensatz zum Rautenstrauchkanal nicht in Abschnitte gegliedert. Folgt man dem Lauf des Wassers, beginnt es am Becken vor der Pfarrkirche Christi Auferstehung, das verkleinert die Form des Aachener Weihers aufnimmt und zur Brucknerstraße hin mit einer barock anmutenden Balustrade versehen ist. Von hier, wo in den letzten Jahren erfolgreich Teichrosen kultiviert wurden, fließt das Wasser nach Osten, unter der Bogenbrücke an der Richard-Strauß-Straße hindurch bis zur Universitätsstraße, wo es versickert. Der unterirdische Wasserlauf, durch den früher das Wasser der Lindenthaler Kanäle in den Aachener Weiher weitergeleitet wurde, wurde bei Straßenarbeiten beschädigt und ist heute versiegelt.
Von der Brücke hat man durch die Sichtachse, die der Kanal öffnet, einen guten Blick auf das imposante Bauwerk der Katholischen Pfarrkirche Christi Auferstehung. Das dem Brutalismus zuzuordnende Kirchengebäude wurde 1968–1970 nach Plänen des Architekten Gottfried Böhm (1920–2021) errichtet und 1971 geweiht. Es gilt als ein typisches Beispiel der Reihe von sehr plastischen, skulpturalen Bauwerken des Kölner Architekten und Pritzker Preisträgers. Es lohnt ein Besuch des Innenraums mit seiner höhlenartigen Atmosphäre, der ebenfalls durch die Materialien Backstein und Beton dominiert wird.
Radfahrer, Jogger und Spaziergänger nutzen gerne die schattigen Wege unter den Pappeln
Im Becken vor der Kirche sind zwei große Pflanzinseln angelegt, die als Ruhe- und Rückzugszonen für Wasservögel dienen, in denen sich aber auch Amphibien und Reptilien wohlfühlen und deren Pflanzen Lebensraum für viele Insektenarten sind. Darüber hinaus kühlen sie das Stadtklima und nehmen Starkregenfälle besser auf. Die bepflanzten Uferzonen bewirken außerdem wichtige Verdunstungseffekte.