Wir beginnen unseren Spaziergang an der Informationsstele der StEB Köln.
Von hier sind es nur ein paar Schritte nach links zur ersten Station, der „Brücke“ über die Volksgartenfälle.
Für die Gartenarchitekten des Volksgartens war es modern, die künstlich angelegte Parkanlage so naturnah wie möglich zu gestalten. Dazu gehörten neben der lebendigen Uferlinie des Weihers oder der wechselnden Baumbepflanzungen auch solche Imitationen der Natur wie die Volksgartenfälle. Man bewegte sich hier zwischen einem genau nachbildenden Naturalismus und einer die Stimmung und innere Gefühlswelt widerspiegelnden Neoromantik. Der als Felsenschlucht gestaltete Wasserfall unterstreicht diese Haltung. Gleichzeitig dient er – ganz profan – als Grundwasserzulauf für den Parkweiher.
Foto: Geolina163 / CC BY-SA 4.0
Wir gehen den Weg nur ein paar Meter weiter, bis zum Aussichtsrondell, das rechts in den Weiher hineinragt.
Dieser Aussichtspunkt ist eine der markantesten Stellen im 1887 bis 1889 angelegten Volksgarten. Der Schmuckplatz, auch „Bastion“ genannt, entstand in Verlängerung der Hardefuststraße und bildet zum Parkweiher hin ein fast zwei Meter erhöht liegendes Halbrondell. Von hier aus hat man einen weiten Blick über die gesamte Anlage.
Früher waren durch den spärlicheren Baumbewuchs links und rechts die „natürlichen“ Felsformationen viel deutlicher zu erkennen, die von der Kraft des Rondells scheinbar zur Seite geschoben wurden. Die bewusste Architektur der Bastion und die regelmäßige Ordnung der Platzfläche unterstreichen die gartengestalterische Absicht, die steinerne Stadt an dieser Stelle tief in die Parklandschaft hineinzuführen.
Wir gehen weiter auf dem eingeschlagenen Weg bis zum Orangerie Theater.
Hier, nahe der Volksgartenstraße, befindet sich das Gebäude des Orangerie Theaters. Es erhielt seinen Namen, weil hier nach dem Zweiten Weltkrieg frostempfindliche Pflanzen untergebracht waren. Seit ca. 1989 dient das Ambiente des historischen Gebäudes, das früher auch zeitweise Dienstvilla der Kölner Gartendirektion war, als Theatersaal und Veranstaltungsort.
Das in die Jahre gekommene Theatergebäude wird seit 2022 saniert und dabei barrierefrei gestaltet. Ein Neubau, der das Theatergebäude und das ehemalige Gewächshaus vebindet, soll später als Foyer dienen. Die Bauarbeiten sollen im Oktober 2025 abgeschlossen sein – Theateraufführungen wird es bis dahin aber weiterhin geben. Das Foyer des Neubaus wird als Interimsspielstätte genutzt.
Weiter geht es auf dem eingeschlagenen Weg, der uns in sanfter Rechtskurve bis zur Villa Gotland führt.
Ein Schwedenhaus inmitten eines Kölner Parks? Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg schenkte Schweden dieses Gebäude der Stadt Köln. Es diente zunächst dazu, hungernde deutsche Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren mit der sogenannten „Schwedenspeisung“ zu versorgen. Fast vier Jahre lang – von Anfang 1946 bis April 1949 – teilte man hier in den Wintermonaten täglich vier warme Suppen aus. Aber auch abends waren die Schwedenhäuser Wärmestube und Treffpunkt für die meist alleinerziehenden Mütter.
Und warum nun der Name Gotland? Vor allem das schwedische Rote Kreuz hatte sich im Rahmen dieser Hilfeleistung engagiert. Und die Provinz Gotland übernahm die Patenschaft für das Haus im Volksgarten. Das führte so weit, dass bei der Weihnachtslotterie des Roten Kreuzes auf Gotland lange Jahre eine Studienreise nach Köln als Hauptpreis zu gewinnen war.
Auch später wurde das rote Holzhaus weiter sozial genutzt. Viele Jahre war hier ein städtischer Kindergarten untergebracht. 2021 verließ die Kita das Gebäude, es war sehr baufällig geworden und sollte abgerissen werden. Das konnte verhindert werden, denn seit Dezember 2022 steht das Gebäude unter Denkmalschutz und der Verein Gotland e.V. hat bereits Pläne für die Zukunft: Er will aus dem Schwedenhaus ein Bürgerzentrum machen.
Wir kehren der Villa Gotland den Rücken und gehen ins Grüne: mitten auf die Liegewiese.
Der Volksgarten war in seinen Anfängen eine bürgerliche Bühne mit strengen Sitten: Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, die Rasenflächen zu betreten. Heute ist das anders und die Parkbesucher*innen werden geradezu ermutigt, die Wiese zu nutzen; durch Pfosten, an denen Slacklines befestigt werden können oder durch den Hinweis der Stadt, dass hier gegrillt werden darf.
Hier, mitten in der dicht bebauten Kölner Südstadt, bleibt der Verkehrslärm weitestgehend hinter den Bäumen und die Besucher*innen finden im Park eine weitläufige Oase der Ruhe. Freizeitsportler*innen kommen hier voll auf ihre Kosten, insbesondere Läufer*innen schätzen die verschlungenen Wege, die von oben betrachtet an eine Brezel erinnern und daher auch so genannt werden.
Foto: Duhon / CC BY 3.0
Wir gehen über die Wiese Richtung Wasser bis wir direkt am Weiher stehen.
Wie Sie sehen, sehen Sie nichts! Zwischen Anfang 2023 und dem Frühjahr 2025 wurde der Volksgartenweiher aufwendig saniert. Das Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Weihers blieb dabei vollständig erhalten.
Im Zuge der Sanierung erhielt der Weiher eine neue Sohle. Dadurch wird künftig viel Grundwasser gespart, denn die alte Abdichtung war porös geworden. Um den Wasserstand zu halten, musste immer mehr Grundwasser in den Weiher gepumpt werden.
Zudem wurde der künstliche See an einigen Stellen deutlich vertieft. Dadurch verbessern sich die Wasserqualität und das ökologische Gleichgewicht im Weiher deutlich. Denn die Tiefwasserzonen sorgen dafür, dass sich der Weiher im Sommer weniger aufheizt und gleichzeitig einen abwechslungsreichen Lebensraum für verschiedene Fische und Wasserpflanzen bietet.
Foto: Superbass / CC-BY-SA-4.0
Wir nehmen den Weg links am Weiher entlang bis zum Biergarten.
Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg prägte die gründerzeitliche Architektur eines prachtvollen Restaurants den Parkeingang am Eifelplatz. Deshalb gab es damals direkt am Weiher lediglich die Kahnstation. Der Biergarten, wie wir ihn heute kennen, entstand erst in der Nachkriegszeit. Heute kann man hier in der Saison und bei schönem Wetter täglich bis in die Abendstunden sitzen. Und wer möchte, macht vor oder nach dem Besuch noch eine Tretboottour über den Volksgartenweiher.
Wir nehmen den Weg unter den Bäumen, der an der Rückseite des Neubaus der Waldorfschule vorbei zum Rosengarten / Fort Paul führt.
Der kleine Rosengarten mit dem Fort Paul als Hintergrundkulisse hat seinen besonderen Reiz. An heißen Sommertagen liegt hier oft der schwere Duft der Rosen über der gesamten Anlage. Das 1825 zu Militärzwecken errichtete Fort Paul, benannt nach dem Erbgroßherzog Paul von Mecklenburg, wirkt dann gar nicht mehr bedrohlich und man kann die friedliche Ruhe dieses märchenhaften Ortes genießen.
Wir umrunden das Fort auf der linken Seite und halten uns nach dem Durchgang rechts zur Infotafel über die Edelweißpiraten.
„Edelweißpiraten“ nannten sich die unangepassten Jugendlichen im Dritten Reich. Ihr wichtigster Treffpunkt in Köln war während der gesamten NS-Zeit der Volksgarten. Hier trafen sie sich unter der Woche in Gruppen, die Wochenenden wurden für gemeinsame Ausflüge und Wanderungen genutzt.
„Die aktivste dieser Gruppen fand sich in den Jahren 1941/42 zusammen, als sich im Volksgarten oft bis zu 200 Edelweißpiratinnen und -priraten trafen, um hier abseits von Kriegsalltag und Drill selbstbestimmt die ihnen verbliebene Freizeit zu verbringen“, heißt es auf der Gedenktafel für die Jugendlichen, die an der Außenmauer des Forts angebracht ist. „Dieser innerstädtische Ort entsprach in besonderer Weise dem Lebensgefühl der unangepassten Jugendlichen. Hier konnten sie ihre Naturverbundenheit leben und ihre Lieder singen, womit sie ihren Drang nach Unabhängigkeit zum Ausdruck brachten. Damit standen sie in hartem Kontrast zum NS-Regime und provozierten insbesondere die Hitlerjugend, die Großveranstaltungen und vormilitärische Erziehung propagierte“.
Foto: NS-DOK Köln
Wir kehren der Erinnerungstafel den Rücken und nehmen den Weg, der uns zum Eifelplatz führt.
Der Eifelplatz war einst das Herzstück der südlichen Kölner Neustadt. Sechs Straßen liefen hier zusammen, darunter zwei baumbepflanzte Alleen. Auf historischen Fotos lässt sich noch erkennen, wie prachtvoll die Gründerzeitarchitektur mit ihren zur Straßenseite ausgerichteten Schmuckfassaden den Kreisverkehr rahmte. Über ihn fuhr schon damals eine Straßenbahn, in der Mitte des Rondells prangte ein von kleinen Bäumen umgebenes Wasserbecken mit einem Springbrunnen.
Hier lag auch der Haupteingang zum Volksgartenpark, der grünen Oase des neuen südlichen Stadtteils. Der Eingang wurde von einem mehrstöckiges Gebäude markiert, das ein Restaurant mit großer Terrasse und einen Konzertsaal beherbergte. Hier vergnügten sich die Kölner*innen, meist an Sonntagen, wenn sie nicht gerade über die „Brezelwege“ des Parks spazierten oder eine Bootstour unternahmen.
Wir nehmen einen der Wege zurück Richtung Parkweiher und schenken, an der Freifläche angelangt, der Historischen Parkbeleuchtung unsere Aufmerksamkeit.
2016 wurde die historische Beleuchtung des Volksgartens saniert. Sie stammt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und ist damit die älteste Park- und Straßenbeleuchtung Kölns.
Von den insgesamt sieben historischen Leuchten konnten fünf erhalten werden. Die Sanierung umfasste Sandstrahlung, Aufbereitung und Neulackierung sowie den Austausch der alten Technik. Dabei wurde bewusst auf LED-Technik verzichtet und stattdessen Natriumdampf-Hochdrucklampen eingesetzt. Diese weisen nicht nur die gewünschte Lichtqualität und Lichtfarbe auf, sondern sind zudem auch besonders insektenfreundlich.
Als Ersatz für zwei historische Leuchten, die aufgrund mangelnder Standsicherheit nicht erhalten werden konnten, sowie für acht provisorische Mastsysteme aus den 1960er Jahren, wurden komplett neue Beleuchtungsmasten errichtet. Diese haben eine ähnliche Optik und Anmutung wie die historischen Leuchten.
Dem Weg weiter folgend, sind es zu unserer letzten Station, dem Denkmal für Wilhelm Kaesen, nur noch ein paar Schritte.
Den Volksgarten und seinen Weiher gibt es heute nur, weil ein engagierter Kölner Bürger Ende des 19. Jahrhunderts von einem „Garten für jedermann mit freiem Zutritt“ träumte: einem großen Park zur Erholung, wie er bis dahin nur den Reichen und dem Adel vorbehalten war.
Kommerzienrat Wilhelm Kaesen erfuhr 1885 als Mitglied des Kölner Stadtrates von den Grundstücksproblemen, die der Realisierung eines solchen Parks im Wege standen. Daraufhin erwarb Kaesen auf eigene Rechnung nach und nach ungefähr 60 Privatgrundstücke, die eine zusammenhängende Fläche von ca. 10 ha bildeten. Zusammen Fort Paul und Lünette 3, zwei alten Festungswerken, die sich im Besitz der Stadt befanden, wurde so die Anlage eines städtischen Parks möglich.
Im Sommer 1886 bot Kaesen der Stadt die Grundstücke zum Kaufpreis von 680.000 Mark an und stiftete zusätzlich einen Geldbetrag für die Parkanlage. Kaesen erlebte die Entstehung seines „Volksgartens“ nicht mehr, er starb im Jahr vor dem Baubeginn. Heute erinnert dieses Denkmal an den Stifter.
Hier endet unser Spaziergang durch den Volksgarten.
Hellers Biergarten im Volksgarten
Wegen der Sanierungsarbeiten am Volksgartenweiher derzeit kein Tretbootverleih!
Der Biergarten hat geöffnet!
Volksgartenstraße 27
50677 Köln
Telefon: 0221 382626
Öffnungszeiten und Angebot: hellers.koeln/volksgarten-hellers
Bootverleih über den Biergarten
Bitte eigenen Müll entsorgen
Hunde bitte anleinen
Tiere füttern verboten
Schwimmen verboten
Eisfläche betreten verboten
Im Stadtgebiet von Köln gibt es 15 Parkweiher, die alle von den StEB Köln betreut werden:
Für Fragen oder Hinweise zu den Kölner Parkweihern erreichen Sie uns montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr unter der Telefonnummer
oder unter parkweiher@steb-koeln.de
Wenn Sie verletzte Wasservögel entdecken, dann rufen Sie über den Notruf 112 die Tierrettung der Feuerwehr Köln.